Ort des Geschehens:


Der Thüringer Wald ist das keilartig ausgebildete, nordwestliche Teilstück des aus paläozoischen Gesteinen bestehenden "geologischen Fensters", das aus südöstlicher Richtung von der Nordwest-Ecke der Böhmischen Masse über das Fichtelgebirge und den Frankenwald in das Mesozoikum Thüringens reicht.  Hier liegt der Rennsteig, welcher ein alter Grenzweg ist, der dem Kamm des o.g. Höhenzuges folgt.

Bericht des Geschehens:

Nachdem das Administrative, Anmeldung und Unterkunft, bereits im Herbst erledigt war, begann das Training für etwas, was irgendwie Bar jeder Vernunft schien. Mit schöner Regelmäßigkeit traf man sich, um bei jedweder Witterung (zwischen -15°C und 20°C) mindestens 25km laufend im Sonnmorgendlichen Grunewald zu verbringen.

Endlich am 11. Mai ging es los nach Eisenach in die dortige Jugendherberge. Mehrbettzimmer mit Bad, alles OK. Durch mehrere Buchungen diverser Sportbegeisterter bot die Herbergsleitung sogar ein Sportlerfrühstück um 4:30 an, rechtzeitig zum Start. Wurde begeistert angenommen. Morgens im Frühstückraum, das Frühstück selbst war super, merkte man, das da etwas anders war als bei den Veranstaltungen sonst. Ein Blick auf die mit den verschiedensten Finisher T-Shirts ausstaffierten, durchtrainierten Körper (beiderlei Geschlechts), sowie die Redebeträge der Athleten, offenbarten Schreckliches: Allesamt Mehrfachtäter auf einer Distanz für die der Normaltriathlet schon besser ein Zeitfahrrad dabei hat (100km Biel, Rennsteigsupermarathon, K-78,…). Gut das ich keins der Marathonfinisher T‘s dabei hatte. Im WJ-Ornat war ich einzigartig; 1 zu Null für mich.

Der Start war mit ca. 2600 Teilnehmern beinahe Familiär und mit dem Höhenprofil vor Augen und dem Vorsatz ab km 30 alle 10km ein Gel zu mir zu nehmen, ging es locker los. Die ersten 25km (eigentlich nur bergauf) waren die Hölle und ich konnte mir nicht vorstellen anschließend auch nur noch geradeaus laufen zu können geschweige denn erst 1/3 der Veranstaltung hinter mir zu haben.

Aber zum Glück gibt es ja die Verpflegungsstellen, die zahlreich und einladend in schöner Regelmäßigkeit vor uns auftauchten.

 

Ein Phänomen des Rennsteiglaufs ist der Kult um eine Sportlerspeise, die schon in der DDR die Läufer beflügelte, Haferschleim genannt. Viele Mitstreiter freuten sich schon riesig auf die erste Rast und die dortigen kulinarischen Genüsse. Den Namen der Speise im Gedächtnis; dann der Anblick. Mein Favorit waren eher die Bananen, Äpfel, Tee, Wasser, Stullen und Wiener Würstchen. Auch die Gels waren top und verfehlten ihre Wirkung nicht, sodass es mit fortschreiten der Zeit und Strecke lockerer wurde. Es wurde gescherzt, gelaufen, die steilsten Anstiege gehend bewältigt und wieder gegessen. Auf die Uhr habe ich seit km 45 nicht mehr geschaut und die folgenden km-Markierungen kamen mir sehr unwirklich vor.

Bei km 68 wurden mir die Beine schwer und die Zeit lang, aber da tauchte Schmiedefeld verträumt im Tal links liegend auf und zum Glück ging es mal wieder bergab. Der Orteingang, ein blauer Zielbogen(?), ACDC aus dem Lautsprecher, Geil…doch da stand nur ein Schild: Noch 1086m bis zum Ziel. Uff, weiter. Jetzt wurde die Musik aus einer anderen Richtung aber lauter; ein Sprecher war zu hören; das Ziel zu ahnen; zu sehen… und es ging mal wieder bergab. 100m noch, (müdes) Lächeln, Foto, auslaufen, Medaille.
Einfach irre!

Fazit des Geschehens:

Training: Ausreichend für mich (ich hatte keine Gelenk- oder andere Schmerzen, keine Blasen nur schwere Beine), aber noch steigerungsfähig
Unterkunft: JH Eisenach, Top-super-empfehlenswert (Sportlerfrühstück um 4:30)
Wettkampf: Kultig (auch ohne Haferschleim); …mach‘ ich nochmal!